People Pleasing auf den Punkt
- Egoismus ist nicht im Wortschatz des People Pleasers vorhanden, er lebt Altruismus.
- Die Ursachen von People Pleasing können vielschichtig sein. Erfahrung von Beschämung oder Abwertung ist eine davon.
- Wenn du Anerkennung erhälst, schüttet dein Gehirn Dopamin aus was es schwierig macht, ein fest eingefahrenes Verhalten zu verändern.
- Dich selbst besser kennenzulernen ist der erste Schritt in ein harmonischeres Leben!
Was ist People Pleasing?
Getreu der Maxime “Altruismus vor Egoismus” lebt der People Pleaser scheinbar ein Leben für die anderen: Stets zur Stelle helfen zu können, emphatisch, einfühlsam und menschlich.
Aber in Wirklichkeit sind das alles Symptome seiner Vermeidungsstrategie. Der People Pleaser hat nämlich Angst vor Kritik, Konflikten und Angst davor, abgelehnt zu werden. Manches davon ist ihm nicht einmal bewusst.
Weil der People Pleaser so sehr im Aussen auf der Suche nach Anerkennung ist, hat er sich über die Jahre immer mehr von seinem inneren Kern entfernt. Dies hat dazu geführt, dass er heute seine natürlichen Grenzen nicht mehr richtig spürt. Auch Bedürfnisse, Interessen und eigene Wünsche sind nur noch sehr schwer fassbar.
Was sind die Ursachen davon, was passiert in unserem Gehirn und welches sind erste Umsetzungsschritte in ein Leben mit mehr Verbindung zu dir selbst? Dies erfährst du in diesem Blogartikel!

Die 5 versteckten Ursachen von People Pleaser in der Kindheit
Folgende psychologische Ursachen könnten dazu geführt haben, dass du dich heute als People Pleaser bezeichnest.
Verschmelzungsstrategie
Eine mögliche Ursache für dein People Pleasing kann in der sogenannten Verschmelzungsstrategie liegen, wie sie Gopal Norbert Klein beschreibt.
Vielleicht hast du als Kind erlebt, dass deine Eltern oder Bezugspersonen nicht wirklich emotional für dich da waren – das heißt, sie konnten deine Gefühle und Bedürfnisse nicht wahrnehmen oder darauf eingehen. Dafür gibt es viele mögliche Gründe, zum Beispiel weil deine Eltern mit eigenen Sorgen, Stress, Traumata oder psychischen Belastungen beschäftigt waren, emotional überfordert waren oder nie gelernt haben, mit Gefühlen umzugehen.
In so einer Situation hast du – oft ganz unbewusst – gelernt, dich stark an die Bedürfnisse und Erwartungen der anderen anzupassen, um Nähe, Sicherheit und Zugehörigkeit zu spüren. Dabei hast du möglicherweise deine eigenen Wünsche und Gefühle zurückgestellt oder unterdrückt, um Konflikte zu vermeiden und die Beziehung zu erhalten. Dieses Muster kann sich bis ins Erwachsenenalter fortsetzen und zeigt sich dann als People Pleasing – also als ein ständiges Bemühen, es anderen recht zu machen.
Mehr dazu findest du in Gopal Norbert Kleins Buch “Der Vagus-Schlüssel zur Traumaheilung (Hier bestellen, Affiliate-Link).
Liebe und Anerkennung an Bedingung geknüpft
Vielleicht hast du schon früh erfahren, dass Liebe und Anerkennung an Bedingungen geknüpft waren. Deine Eltern haben dir vermittelt, dass du nur dann Zuwendung und Aufmerksamkeit bekommt, wenn du brav bist und dich anpasst. So hast du gelernt, dass du dich anpassen musst, um das zu bekommen, was du brauchst. Dieses Muster – sich selbst zurückzustellen, um anderen zu gefallen – prägt oft noch heute dein Verhalten.
Unberechenbare Eltern
Eine weitere Möglichkeit liegt darin, dass deine Eltern unberechenbar reagiert haben – zum Beispiel durch emotionale Instabilität, Süchte, psychische Belastungen oder ständigem Stress. Du wusstest als Kind nie, wie deine Eltern reagieren. Einmal waren sie zwar gestresst aber konnten dir bei deinen Hausaufgaben helfen und ein anderes Mal waren sie vollkommen ausser sich und du musstest als Sündenbock für ihre Wutausbrüche hinhalten.
Um Konflikte zu vermeiden und dich zu schützen, hast du eine eine starke Wachsamkeit (Hypervigilanz) entwickelt. Diese half dir, kleinste Veränderungen im Verhalten deiner Eltern zu sehen, damit du dich wie ein Chamäleon an die Situation anpassen konntest um möglichst Konflikte oder Ärger zu vermeiden.
Dank dieser Ereignisse profitierst du zwar heute von einer überdurchschnittlichen Anpassungsfähigkeit und Gespür für zwischenmenschliche Interaktionen. Aber die Schattenseite ständiger Wachsamkeit ist die Entwicklung von (unbewusstem) chronischem Stress. Dein Unterbewusstsein glaubt daran, dass du dich immer noch in Gefahr befindest und kann sich nicht entspannen.
Erfahrung von Beschämung oder Abwertung
Wenn du in deiner Kindheit von deinen Bezugspersonen oder anderen Menschen beschämt oder abgewertet wurdest – zum Beispiel durch Mobbing –, kann das deinen Selbstwert stark beeinträchtigen. Die negativen Kommentare und Urteile, die du damals gehört hast, hast du mit der Zeit verinnerlicht. Heute fällt es dir vielleicht schwer, dich selbst zu mögen oder dich im Spiegel anzusehen. Du bist lieber in Gesellschaft, weil du dich alleine mit dir selbst oft unwohl fühlst. Die alten, abwertenden Stimmen aus deiner Vergangenheit sind zu deinen eigenen geworden und beeinflussen, wie du über dich selbst denkst.
Parentifizierung
Im Extremfall konnten Schwerbehinderung, Drogensucht, Armut, psychische oder physische Erkrankungen deine Eltern daran hindern, wirklich für dich da zu sein. In einem solchen Familienleben hast du die Rolle deiner Eltern übernommen.
Diese frühzeitige Verantwortungsübernahme war eine nicht altersgerechte Belastung für dich. Du hast gelernt, dass du das Wohlergehen der Familie über deinem eigenen steht und hast dich deshalb immer mehr von deinen eigenen Bedürfnissen entfernt. Auch dieses Verhalten ziehen sie dann bis ins Erwachsenenalter mit.
Gesellschaftliche Konditionierung
Vielleicht kennst du das auch: Von klein auf hast du gelernt, dass du nicht egoistisch sein sollst. Du solltest immer hilfsbereit und freundlich zu anderen sein. An sich ist das eine schöne und wichtige Haltung – aber nur, solange du dabei auch auf dich selbst achtest. Wenn du dazu neigst, es allen recht machen zu wollen, fällt es dir oft schwer, diese Balance zu halten. Du stellst deine eigenen Bedürfnisse immer hinten an und erlaubst dir kaum, „Nein“ zu sagen oder dich abzugrenzen, wenn dir etwas zu viel wird. Auf Dauer führt das dazu, dass du dich überlastet und erschöpft fühlst.

Wie dein Gehirn dich in der Strategie des People Pleasings hält
Dein Gehirn hindert dich auf mehreren Ebenen daran, Verhaltensumstellungen durchzuführen. Hier erfährst du, welche Arten es gibt.
Gelerntes Verhalten
Auf einer schön geteerten Autobahn lässt es sich viel einfacher und schneller Autofahren als auf einem schmalen, kaum begangenen Trampfelpfad. Genau dasselbe gilt für unser gelerntes Verhalten. Dinge, die du schon tausendfach gemacht hast, fallen wir viel leichter als Dinge, die du zum ersten mal machst.
Beim gelernten Verhalten sind die betroffenen Neuronen in deinem Gehirn stark und effizient miteinander verdrahtet. Bei neuem Lernstoff müssen die Verbindungen zuerst neu angelegt werden und durch Wiederholung werden daraus dann immer stärkere Verbindungen.
In Bezug auf People Pleasing bedeutet das Training. Trainiere dein neues Verhalten regelmässig.
Dopamin
Jedes Mal, wenn du Anerkennung von Aussen erhältst, schüttet dein Gehirn geringe Mengen an Dopamin aus. Dopamin wird auch als Glückshormon bezeichnet. Es wird aus dem Grund ausgeschüttet um dir zu zeigen, dass du ein gewisses Verhalten, in diesem Falle also die Hilfeleistung deinerseits, aufrecht erhalten solltest.
Du bekommst Anerkennung, fühlst dich kurz gut – und bist dadurch immer wieder versucht, dich selbst zurückzustellen, um erneut dieses Belohnungsgefühl zu erleben. Auf Dauer kann das dazu führen, dass du immer mehr im Außen nach Bestätigung suchst und den Kontakt zu deinen eigenen Bedürfnissen verlierst.
Vermeiden einer Stressreaktion
Wenn du im Aussen auf Ablehnung triffst, mit Menschen Meinungsverschiedenheiten oder Konflikte hast, geschieht in dir eine Stressreaktion. Zusammen mit dem unguten Gefühl, was in solch einer Situation eintritt lernst du schnell, dass du diese Situationen vermeiden möchtest. Auch dein Gehirn möchte um jeden Preis diese Stressreaktion vermeiden, da es ansonsten viel mehr Energie ausschütten muss als im Normalzustand. Bei einer Stressreaktion werden Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol ausgeschüttet, die die Aufmerksamkeit und Wachheit steigern und dich auf Gefahr vorbereiten.
Deshalb ist es leichter, sich der Meinung von anderen anzupassen und sein Verhalten so anzupassen, dass man möglichst von allen gemocht wird. Es gibt ein besseres Gefühl und dein Gehirn unterstützt dich dabei.
Drei erste Schritte zur Befreiung vom People Pleasing
Je nach dem, ob du einen Leidensdruck verspürst und wie gross der ist, eignen sich folgende Schritt mehr oder minder für dich. Entscheide du selbst, was zu dir passt.
1. Sich selbst besser kennenlernen
Der erste und wichtigste Schritt des People Pleasers ist es, sich selbst besser kennenzulernen um darüber einen guten Zugang zu eigenen Interessen, Bedürfnisse und Wünschen freizulegen. Aus eigener Erfahrung kann ich berichten, dass dies ein sehr schöner Erforschungsprozess ist, der mit Hingabe und Ausdauer angegangen werden soll.
2. Achtsamkeit für deinen eigenen Zustand entwickeln
Je besser ich mich kenne, desto besser lerne ich meine persönlichen Grenzen kennen und kann sie immer mehr spüren. Anstatt komplett erschöpft von einem langen Arbeitstag zu sein, kann ich vorher schon spüren, wann der Zeitpunkt gekommen ist, Pausen einzulegen. Wenn ich meine Aufmerksamkeit in mein Inneres richte und Frage “Wie fühle ich mich gerade?” kann ich so immer mehr spüren, was in mir vor sich geht.
3. Grenzen im Aussen setzen lernen
Auch in sozialen Situationen machtes durchaus Sinn, den Fokus immer wieder auf dich und deine innere Verfassung zu legen. “Wie fühle ich mich? Was geht gerade in mir vor?”
Das gibt dir schon viel Aufschluss darüber, ob du mit dieser Situation wirklich einverstanden bist oder aufgrund der Harmonie wieder der anderen Person zustimmst. Indem du erkennst, was in dir ist, kannst du dies auch authentisch mitteilen.
Brauchst du Unterstützung?
Wenn dir das Thema leid ist und du endlich nach Veränderung strebst, dann kontaktiere mich gerne für ein unverbindliches Erstgespräch.

Fazit
People Pleasing ist kein Zeichen von Schwäche oder fehlender Persönlichkeit, sondern oft eine tief verankerte Überlebensstrategie, die in der Kindheit ihren Ursprung hat.
Sie sorgt dafür, dass du dich selbst und deine Bedürfnisse immer weiter aus dem Blick verlierst – mit langfristigen Folgen für dein Wohlbefinden. Doch du kannst lernen, diese Muster zu erkennen, deine eigenen Grenzen wieder zu spüren und für dich einzustehen.
Der Weg zurück zu dir selbst beginnt mit Selbstwahrnehmung, Achtsamkeit und dem Mut, dich Schritt für Schritt neu auszurichten. Es lohnt sich, diesen Weg zu gehen – für mehr Authentizität, innere Freiheit und echte Verbindung zu dir selbst und anderen.
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